Die Protokollerfahrene
BILDER: Protokoll Andrea Victoria Meyer | Iran Talks 2015 | Palais Coburg Wien
ProtokollarischesEtymologisch betrachtet ist das Wort Protokoll im deutschen Standardwortschatz seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar und aus dem mittellateinischen protocollum entlehnt. Später übertrug sich der Begriff auf andere chronologische Aufzeichnungen, bis hin zur französischen Diplomatie, wo der Begriff schließlich für eine „Sammlung von Regeln“ steht. Aber es sind nicht die Regeln alleine die für ein gutes Protokoll sprechen, sondern die makelos vorbereiteten Abläufe. Die Wahl der genau richtigen Türe in der Präsidentschaftskanzlei im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg – also die im Maria-Theresien Zimmer beim großen Ölgemälde der Herrscherin entweder links oder rechts benutzbaren, mit Ananasdamast bespannten Tapetentüren – das ist existenziell, um sich keinen Fauxpas zu leisten und man möglicherweise nicht beim Herrn Bundespräsidenten landet. Der Auftrag, den Kardinal bei der Rangordnung anlässlich eines Banketts gleich nach dem im Amt befindlichen Staatsoberhaupt, also beim Placement noch vor dem Regierungschef einen Sitzplatz zuzuordnen, stammt noch aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation österreichischer Prägung – und diese Sitte hat nach wie vor Gültigkeit. Es ist also alles eine Frage des Protokolls. In der Diplomatie unterliegen zwischenstaatliche Abläufe verschiedenen Regeln, die dem Zweck dienen, Streitigkeiten zu vermeiden und eine angenehme Atmosphäre für Verhandlungen zu schaffen, sowie Missverständnisse zu vermeiden. Exakt diesen Vorgang empfehle ich auch für den Alltag. Es beginnt mit Wertschätzung und Höflichkeit, manifestiert sich darin zuhören zu können und jemanden ausreden zu lassen. Damit kann man immer erfolgreich sein.